Dienstag, 7. September 2010

Schlatter unterwegs LXV: Kriege sind am besten im Museum aufgehoben

Bruno Schlatter teilt mit (Montag, 6.9.2010)

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Richtig, eine Mütze, und zwar einem sehr hohen Militär...

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Wer findet das kleine Einschusslöchlein, das den 1. Weltkrieg auslöste in Prinz Franz Ferdinands Jäckchen

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Und ein wenig Abfall vom 1. WK

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Panzerstilleben


Am Abend kurze Tour durch den Gürtel, auch hier ist Sonntagabend, sehr ruhig, die Kneipen unten den U-Bahnbögen erinnern ans Stübli in Aarau: die ewig gleichen Stammgäste, eigentlich nichts los, Montag müssen alle wieder auf und ran an die schwer zu verdienenden Moneten. Panigl hat sogar geschlossen und im Pub um die Ecke ist nichts los.

Also versuche ich es um die andere Ecke im Musikcafé, wo ich schon ein paar mal reingeäugt habe. An der Tür ein dunkler Herr, der mir zuvorkommend öffnet. Drinnen geht die Ex-Jugoslawische Schlagerhölle ab. Das Lokal ist proppenvoll und einer spielt ein Plastiksound-Keyboard begleitet von dem ewigen Geseufze des Sängers. Bestelle mir ein Bierchen und will ein paar Fotos schiessen, werde aber vom dunklen Herr unterbunden. Später lerne ich Walter und dann noch die Michi kennen, die wohnen auch um die Ecke. Walter erklärt mir, wieso sie hier schlechte Erfahrungen mit Fotos gemacht haben. Die beiden fragen mich ziemlich aus und amüsieren sich ab der Republik Kugelmugel, die sie nicht kennen, ich hoffe, sie schauen im Internet nach und merken, dass ich nicht link (höchstens links) bin. Mehr als Kugelmugel wissen sie übers allgemeine Wiener Kuddelmuddel zu erzählen und Michi hält mich für einen Maulwurf, was mich zur Bemerkung veranlasst, dass ich auf dem Spaziergang genug Ratten gesehen hätte - die äsen wirklich ziemlich frech auf dem Trottoir des Gürtels und scheinen Menschen nicht wirklich zu fürchten! Sehr schön im Lokal die Wand aus den tausenden, kleinen Jägermeister-Fläschchen und die Sammlung uralter Radios darüber.

Am Montagmorgen die tägliche Ration Arbeit am Projekt, mache mir aber langsam Sorgen, dass ich vor lauter Wien zu wenig an meinem Vorhaben werkle: habe noch nichts geschrieben ausser dem täglichen Blog! (Anmerk. der Redaktion: Da sind wir aber stolz)

Am Nachmittag ins Heeresgeschichtliche Museum. Fahre dabei lange auf dem Gürtel, wirkt auf der Karte kürzer, in Richtung Südbahnhof, wo in 2-3 Jahren die Schweizer Züge ankommen sollen, was insofern Sinn macht, als dass dort auch der Schweizer Park ist. Im Moment tobt dort eine ziemliche Bauwüste.

"Kriege gehören ins Museum" lautet das Motto des Prospektes, weshalb ich mich überzeugen liess, weil ich zuerst zu Walti sagte, dass das wohl kaum mein Museum sei als überzeugter Pazifist (andererseits gab es da schon die kindliche Begeisterung für Kriege und Waffen, Indianer & Cowboys).
Bin dann fast dreieinhalb Stunden dort, beobachte im ersten Stock die Entwicklung zum stehenden Heer im 17. Jahrhundert und begegne vielen wichtigen Österreichern, so dem Herrn Radetzky wie auch dem Ladon, der der Strasse um die Ecke den Namen gab, vielen Josephs und Ferdinands wie der Teresia und anderen. Mit der Zeit interessiere ich mich für die Kopfbedeckung im Laufe der Jahrhunderte und in den verschiedensten Armeen.
Weil mich dann unterwegs wieder einmal ein Museumswärter darauf aufmerksam macht, dass ich eine Bewilligung zum Fotografieren lösen müsse, werde ich wieder zum heimlichen Japaner, der immer dann abdrückt, wenn die Wärter weg sind (das aus der Hüfte schiessen macht natürlich in einem Heeresgeschichtlichen Museum besonders Spass!).
Im Parterre geht es um den ersten Weltkrieg mit den riesigen Geschützen für die Grabenkämpfe, auch der Wagen, in dem Thronfolger Franz Ferdinand 1914 in Sarajewo erschossen wurde, ist vor Ort. Draussen im Hinterhof eine Sammlung Panzer, eine Sonderausstellung zu UNO-Einsätzen (50 Jahre im Ausland, wobei, wenn ich all die anderen Schlachten verfolge, waren die Österreicher auch früher schon im Ausland, einfach in anderer Mission).
Im anderen Saal natürlich der Adolf mit seinen alleseits bekannten Anschlussproblemen, ehe es noch zu den Artilleriesälen geht.
Als Nachhauseweg nehme ich die Abkürzung, bin ja praktisch beim Belvedere um die Ecke.

//LINKS//
Heeresgeschichtliches Museum
Radetzkymarsch
Attentat von Sarajewo
//LINKS ENDE//

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