Montag, 9. November 2009

9. November 1989 - Wie ich den Mauerfall in Berlin erlebt habe

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Es gibt einen Podcast, ich weiss nicht mehr wie alt, in dem sich ein Pionier der Podcast-Bewegung, Thomas Wanhoff, mit einem anderen Podcaster, der sich heute vor allem um KulturMarketing bemüht, Frank Tendler, über mich unterhält. Da fällt die Aussage, nachdem ich Podcaster des/der “was-weiss-ich-noch” wurde:

“Der Roger Levy ist ein politischer Mensch, durch und durch”.

Preise hin oder her. Dies war für mich eine bedeutende Aussage, vielleicht sogar die wichtigste seit den End-60er/70er-Jahre zu meinen Aktivitäten.

Zum heutigen “MauerFallTag” kann ich eine kleine Geschichte erzählen, die wohl als sehr persönlich bezeichnet werden kann, aber auch typisch für mich ist und aus diesem Grund in die Öffentlichkeit getragen werden darf.

Am 9. November 1989 schaute ich auf der ARD die Tagesschau und spürte, dass sich da etwas tat, dass die aktuelle Weltgeschichte verändern wird. Die ersten DDR-BürgerInnen durften “ihren Staat” verlassen und in den “freien Westen” reisen, fast ungehindert.
Gebannt schaute ich auf das Geschehen, verinnerlichte fast jede Nachricht, wurde immer durstiger.

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Gegen 23:00 Uhr hielt ich es vor dem Affenkasten nicht mehr aus und ich weckte meine damals gerade mal knapp 6jährige Tochter.

“Du musst aufstehen, es passiert etwas ganz Wichtiges in Deutschland. Komm, schau!”

Sie war natürlich schlaftrunken und doch, es gelang mir mit ihr ein paar Minuten das Geschehen gemeinsam zu erleben. Ich erzählte ihr in “Märchenform” die Geschichte von der Mauer, von den getrennten Familien, von Menschen, die sich nicht begegnen dürfen. Doch jetzt ist plötzlich alles anders. Die Mauer fällt.

Vernünftigerweise brachte ich die Tochter wieder ins Bett und sie schlief friedlich weiter. Eins, zwei Jahre später habe ich ihr dann ein schmales, langes “Mauerbuch” geschenkt. Das sollte die Ereignisse in ihren Gedanken festhalten.

Heute habe ich sie angerufen und sie gefragt, ob sie sich noch erinnern kann, war wir vor 20 Jahren gemeinsam gemacht haben. Nach einigen falschen Antworten kam es plötzlich: “Die Mauer im Fernsehen ….” Sie kann sich nur noch schwach daran erinnern. Wie sie sagt, sind es die vielen Bilder in den Medien, die ihre Erinnerungen getrübt haben. Wo beginnt die Realität, wo endet sie?

Aber eines weiss ich noch sehr genau, meinte sie. Das Mauerbuch, wie hiess es schon wieder? Es war für mich wie ein Bilderbuch, dass ich stundenlang anschauen konnte.

Wie habe ich zu Beginn geschrieben?: “Der Roger Levy ist ein politischer Mensch, durch und durch”.
Vielleicht ist dies ein Beispiel, wie politisches Bewusstsein, in aller Freiheit, entwickelt werden kann. Keine Ahnung. Aber eines ist sicher, Geschichten erzählen und Bücher sind ein wichtiges Gut dazu, dass immer bewahrt werden muss. Pisa hin, Bologna her!


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Soeben noch entdeckt:
Ein Beispiel des Einmischens findet sich im Blog von Bundesrat Moritz Leuenberger, wo ich auch auf meinen Grossvater Bezug nehme, s. Kommentare (hier). Die Antwort von Leuenberger befindet sich hier.


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